Heute wollten wir uns noch mal richtig auspowern, also haben wir uns eine Wanderung aus meinem Wanderführer ausgesucht, die 4,5 Stunden dauern und in Laragh losgehen sollte.
Gesagt getan: nach getaner Arbeit sind wir um 12.30 Uhr in Laragh angekommen (um 12 Uhr vom Hostel gestartet) und der Beschreibung gefolgt. Sie führte uns an der St. Patricks Church in Laragh vorbei in einen Waldweg, der schließlich in einen Pfad mündete. Es ging recht schnell steil bergauf und ich genoss es, mein Herz deutlich zu spüren und meine Muskeln zu beanspruchen. Das Rauschen des Windes, das Knacken kleiner Äste unter meinen Stiefeln, das Knirschen von Kies unter meinen Sohlen und das leise "Pitsch", wenn ich in eine Matschpfütze trat, waren alles was ich hören wollte- während Steffi sich mit Musik beschallen ließ (Todsünde beim Wandern!). Als wir die Anhöhe (Paddock Hill) erreichten, bot sich uns ein schöner Blick hinunter ins Tal von Laragh und auf die Bergwelt drumherum. Steffi verlor jetzt recht schnell die eh kaum vorhandene Lust am Wandern, als der Wind uns eiskalt ins Gesicht blies und wir an einer Gabelung standen und (mal wieder) nicht recht wussten, wohin wir gehen sollten. Ich fand es nicht schlimm, dass wir uns auch weiter nicht sicher waren, ob wir uns nicht wieder verirren würden, als wir uns schließlich für einen Weg entschieden, aber Steffi fand "das gar nicht lustig", wie sie mir recht schroff mitteilte... Natürlich hatten wir uns nicht verlaufen und machten an einer Schutzhütte, der Brushers Gap Hut, eine kurze Rast. Danach ging es über zwei Weidetritte hinweg in Richtung Annamoe. Eines dieser beiden Tritte ist das "Brushers Gate", am dem Michael Dwyer und seine Mannen heimlich Lebensmittel erhalten haben sollen. Nach dem Aufstand von 1798 hielten diese Rebellen die englische Administration für einige Jahre in Schach.
Es ging dann durch Annamoe hindurch, ein zwei-Häuser-Dorf, das echt gut als Filmkulisse für einen Horrorfilm dienen könnte!
An einer kleinen Brücke ist ein Gedenkstein aufgestellt, der an Andrew Thomas erinnern soll. Er gehörte zu den Rebellen des Aufstands um 1798 und war einer der Freiheitskämpfer um Michael Dwyer.
Wir betraten wieder einen Wald- und blieben wie angewurzelt stehen. Nur wenige Meter vor uns war ein Reh über die Straße gerannt und gleich darauf ertönte ein schriller Pfiff aus der Richtung, aus der es kam. Am Brushers Gate hatte ein Schild gestanden, auf dem davor gewarnt wurde, die Wanderwege zu verlassen, da sonst Gefahr durch die Jäger drohe, die während der jetzigen Jagdsaison in den Wäldern herumstreiften. Uns war ziemlich mulmig zumute, als wir uns umsahen und auf jemanden warteten, der hinter dem Reh aus dem Wald gestürzt kam, und beeilten uns, hinter einer Anhöhe aus dem Bereich zu entkommen.
Es ging jetzt wieder recht steil bergauf und ich fühlte mich plötzlich nicht mehr gut. Mein Unterzuckerherz begann sich zu melden... Ich nenne es so, weil ich an dem rasenden Herzschlag, den ich im Unterzucker (Hypo) bekomme, einen niedrigen Blutzuckerspiegel (BZ) recht schnell erkenne. Mein Herz flatterte in meiner Brust, als würde es sich jeden Moment aus mir herauslösen wollen, und ich dachte, ich sollte mal messen...
Ich wurde von einer "23" begrüßt. Für diejenigen, die damit nichts anfangen können: normal ist für mich ein Wert zwischen 80 und 160 mg/dl.. 23 ist schon sehr sehr niedrig- und ich hatte fast nichts gemerkt!
Ich stopfte mir schnell einen Apfel und das Plättchen Traubenzucker in den Mund, das ich noch dabei hatte, und hoffte, ich würde bis Laragh durchhalten. Eigentlich hatte ich nicht wirklich eine Wahl- wir wussten nicht genau, wo wir sind und Laragh war laut Plan noch 2 Stunden entfernt...wir allerdings schon eine halbe Stunde im Verzug.
Also lief ich weiter...und lief und lief und versuchte, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn ich jetzt umkippe. Meine Notfallspritzen hatte ich natürlich vorbildlich im Hostelkühlschrank gelagert (wieso auch mitnehmen?).
Irgendwann (nach einer gefühlten Ewigkeit) entließ uns der Wald auf eine Fahrstraße und wir konnten den Trooperstown Hill sehen- der auf Gälisch "Maoilín- kleine kahle Anhöhe" genannt wird, was recht passend ist, da die Baumkronen im sonst so grünen Tal plötzlich zurücktreten.
Langsam begann es zu dämmern und wir boten die letzten Kräfte auf, um endlich nach Hause zu kommen. Vorbei an ein paar Schafen, eine Schotterstraße hoch, wieder hinunter ins Tal, Taschenlampen raus, auf einen matschigen, engen, zugewachsenen Pfad drängen, in Laragh eine Cola kaufen und hinterstürzen (um nach zwei Stunden Hypo endlich etwas zu Kräften zu kommen- denn wo kein Zucker im Blut ist, ist auch keiner in den Zellen, und so lässt die Energie zu wünschen übrig), die letzten 2 km nach Glendalough laufen...geschafft! Um 18.15 Uhr- nach 6 Stunden Wanderung waren wir endlich im Hostel angekommen. Unsere frisch gewaschenen Wandersachen können eigentlich schon wieder in die Wäsche, so sehr sind sie mit Matsch bespritzt. Wir haben zu zweit fast eine ganze Packung Nudeln gegessen, als wir um 19 Uhr endlich kochen konnten, und beschlossen, eine Nacht an unseren Aufenthalt hier dranzuhängen.
Der Muskelkater wird morgen seine zwei Opfer in uns finden und wir sehnen uns nach mehr Schlaf als den paar Stunden bis 6 Uhr... denn um 7.15 Uhr würde unser Bus nach Dublin fahren. Deshalb haben wir gefragt, ob wir noch eine Nacht bleiben können, und das ist kein Problem. So können wir uns morgen erholen, müssen Samstag nicht schon so früh aufstehen, da der Bus erst um 9.45 Uhr fährt, und Carlos freut sich, einen Abend länger nicht allein zu sein, da Shane morgen aich abreist.
Wir haben heute Abend zu viert noch Avatar gesehen und etwas zusammengesessen und gequatscht. Shane ist sehr lustig und nett und redet gern viel, aber er ist für meinen Geschmack etwas zu sehr...Künstler wenn ihr versteht was ich meine? Zu extrovertiert, zu sehr von sich überzeugt, zu...ja von allem ein bisschen zu viel. Trotzdem ist er lustig drauf und wir haben einen schönen Abend zusammen verbracht.
Jetzt fallen mir hier grade die Augen zu- denn wie durch ein Wunder habe ich es bis jetzt ausgehalten, wach zu bleiben...und hier ist es schon halb zwei!
Also liebe Grüße von "the emerald Isle"!
P.S : "Emerald" beschreibt Irland wirklich viel besser als unser deutsches "grün". Denn Irland ist nicht einfach grün, diese Farbe ist unglaublich intensiv überall zu finden..sogar die Bäume sind es, da die meisten vollkommen vermoost sind!
Uiii 6 Stunden ist ganz schön heftig und beim nächsten mal schon an deine notspritze denken ;) das ihr noch eine Nacht bleiben könnt ist ja super ich glaube ich würde auch gerne ausschlagen nach so einem anstrengenden Tag :) liebe liebe grüße
AntwortenLöschenhuhu Carolin,
AntwortenLöschenwir haben soeben eure Wandertour ein wenig nachvollzogen, sind in Annamoe gelandet und haben genau die Ecke welche du beschrieben hast ( links das Haus auf deinem Bild ) gefunden, es macht richtig Spaß im Internet nachzuvollziehen wo du bist.
Es ist ja schön das ihr noch eine Nacht bleiben dürft und euch erholen könnt, oh man ich glaube du hast dir etwas zuviel zugemutet, sei vorsichtig mein Engelchen und Danke für die herrliche Beschreibung , nach dem anstregenden Tag...............
tschüß und Küßchen deine Omi
OH ma Petite was für eine(Tor)Tour....aber es ist wirklich alles mehr als emerald....Du hast die begrünten Bäume schön eingefangen....na denn auf zu neuen Ufern und Wanderwegen GLG aus dem verschneiten Celle von Mama
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