Als ich heute morgen um neun aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, weil mein Wecker geklingelt hat, habe ich recht erstaunt festgestellt, dass es in der Nacht gar nich so kalt war, wie erwartet. Die Heizung läuft abends bis 11 Uhr, sodass es warm ist, wenn man ins Bett geht, und geht um halb sieben wieder an, sodass es warm ist, wenn man aufsteht. Okay.. "warm" heißt hier "grenze zum Erträglichen", aber das stört mich nicht. Es war mir ja klar, dass es kalt werden würde.
Ich hab mir also nur noch ein paar Lagen Kleidung angezogen und bin ins Haus gegangen.
Es war noch niemand wach und ich bin halb gestorben vor Hunger, also habe ich mir Toast und einen Tee gemacht und mich mit Geoff unterhalten.
Er hat mir erzählt, dass sie seit 12 Jahren in diesem Haus wohnen und es vor 7 Jahren komplett ausgebrannt ist. Die Einwohner Greencastles und Movilles haben insgesamt 30.000 Euro für die Beiden gesammelt, sodass sie das Haus wieder aufbauen konnten.
Geoff kommt aus England und Jo ist halb irisch-halb englisch. Als vor ein paar Jahren die Huf-und Maulfäule in Großbritannien ausgebrochen ist, kaufte niemand mehr das Fleisch oder andere Produkte von ihrer englischen Farm, obwohl kein Tier infiziert war und es für Menschen nicht gefährlich ist.
Deshalb haben die beiden ihr letztes Geld genommen, die Farm in England für fast nichts verkauft und ihre Zelte in Irland aufgeschlagen. Vor allem, seit die Menschen ihnen so geholfen haben, will auch Geoff nicht mehr weg aus Irland.
Gegen 10.30 Uhr sind dann auch die anderen drei eingetrudelt und ich hab noch etwas Müsli mit ihnen gegessen.
Dann hat Erika sich in den Wohnwagen verzogen. Sie ist ziemlich stark erkältet und die Kälte, der Wind und die körperlich anstrengende Arbeit machen es natürlich nicht besser-deshalb wollte sie sich einen Tag Ruhe gönnen.
Anna, Gwenno und ich haben dann unsere 'Wellis' (=Wellington Boots=Gummistiefel) angezogen und sind über die Kuhweide mit ihrer "Muddy Road" (=Matschstraße...der Matsch und die Kuhkacke liegt dort wirklich gute 30 cm hoch...man sieht keine Straße mehr) und einem versumpften Wanderpfad in Richtung Strand aufgebrochen.
Anders als gestern schien die Sonne kraftvoll vom blauen Himmel und wir wollten die Gelegenheit nutzen, den von Geoff und Jo so vielgepriesenen "Blue Flag Beach" (die blaue Flagge ist eine Auszeichnung für einen besonders sauberen Strand/sauberes Wasser) mit faszinierendem Ausblick zu besuchen.
Als wir nach der Muddy Road, in der ich öfter fast meine Wellis verloren hätte, endlich auf einer richtigen Straße ankamen, war ich erleichtert...
Dieses Gefühl hielt nur nicht allzu lang. Denn es ging sehr steil bergauf und Gwenno und Anna rannten quasi die Steigung hoch. Schon nach wenigen Minuten war ich fertig mit der Welt.
Auf dem Gipfel angekommen, wurden wir mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Hinter-und vor uns erstreckte sich der Ozean und durch die perfekte Wetterlage konnte man sogar die Brandung an weißen Sandstränden erkennen.
Dann ging es eine lange Zeit nur noch bergab... leider mussten wir den gleichen Weg später auch wieder hinauf-und ich konnte den Gedanken einfach nicht aus meinem Kopf kriegen.
Wir liefen dem Meer und steilen Klippen entgegen, die ins blaue Meer ragten. Es war wunderschön!
Auf der Straße fuhren keine Autos...wenn man von den 7 Stück absieht, die uns auf unserem gesamten Marsch begegnet sind. Die Autofahrer grüßen übrigens immer auf den Dörfern-daran muss man sich erst mal gewöhnen!
Dann ging es wieder steil bergauf in ein kleines Dorf (vier Häuser, aber es hatte einen Namen!) und schließlich sehr sehr steil bergab.
Und da war: weißer Sandstrand, von rauen Felsen durchzogen, blaues Wasser, das in kleinen aber kraftvollen Wellen an den Strand spülte und pure Meeresluft. Es war so friedlich!
Da es bereits Mittag war (und ich total fertig), haben wir eine Mittagspause gemacht.
Wir sind auf einen großen Felsblock geklettert, haben unsere Sandwiches und das Obst ausgepackt, heißen Tee getrunken und die Idylle genossen.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie leicht einem das fällt, wenn man als einziger unter 4 anderen Menschen an einem kilometerlangen Strand sitzt!?
Überall liegen fantastische Muscheln herum und der Sand ist so fest unter unseren Füßen gewesen, dass er sich richtig unwirklich angefühlt hat.
Wir sind also den Strand entlanggelaufen, haben die Klippen und die Felsen bestaunt und einige ihrer sonderbaren Formationen betrachtet. Das Meer und der Wind haben einige Felsen am Strand so sehr abgeschliffen, dass sie keine einzige raue Kante mehr besitzen und sich fast schon weich anfühlen.
Nach kurzem Fragen, haben wir einen anderen Weg zurück auf den Berg gefunden.
Dafür mussten wir über eine Klippe klettern (was mit Gummistiefeln und viel Matsch am Abhang sehr rutschig sein kann) und einen Fluss mitten am Strand überqueren.
An diesem Fluss und einem kleinen Wasserfall vorbei sind wir dann steil bergauf einen Mini-Matsch-Pfad entlanggelaufen (gerutscht), der durch ein Dickicht geführt hat.
Dann ging es wieder die Straße hinauf (!).
Wir mussten wegen mir einige Pausen machen... mein Herz hat dauernd gestochen, mein Blutzucker verrückt gespielt und meine Untrainiertheit (ist das ein Wort?) sich bemerkbar gemacht.
Nach insgesamt 6 Stunden Fußmarsch sind wir endlich wieder auf der Farm angekommen....und die anderen beiden haben ihre Erschöpfung auch endlich zugegeben ^.^ :)
Wir haben Toast und Scones (süße Brötchen) gegessen, dann habe ich ein bisschen mit Molley gespielt. Sie ist eine der beiden Farmhunde und hat angefangen zu fiepen und zu bellen, als ich nach Hause kam... ich streichel sie dauernd und spiele viel mit ihr-sie ist so süß und verschmust und es tut wahnsinnig gut, endlich wieder ein Tier um sich zu haben!
Delilah (der andere Farmhund) ist ein wenig scheuer, aber trotzdem liebenswürdig. Auch die Katzen (Kevin und Charlie) sind immer für eine Schmuseeinheit zu haben-wenn sie nicht grade Essen vom Tisch oder dem Tresen klauen;)
Jo kocht abends immer (sogar extra für Anna vegetarisch) und es schmeckt so gut! Heute gab es Chili Con Carne. Man hätte eine ganze Fußballmannschaft davon sattbekommen! Vor allem wir drei aus der "Wandergruppe", wie wir uns genannt haben, haben ordentlich reingehauen...die Info, dass es ein Dessert gibt kam ein bisschen spät. Trotzdem haben wir es uns genehmigt und es war sooo lecker! Es war ein Pudding (in Irland ist das eine Art klebriger, sehr süßer Kuchen, den man warm ist) mit Sahne. Also sind gleich alle Kalorien, die ich heute abgenommen habe, gleich wieder drauf :D
Jo hat beim Essen viele witzige Geschichten von ihren wwoofing-Erfahrungen erzählt und nach diesem wunderbaren Essen waren wir uns alle einig, dass wir jeden Moment in ein "Essens-Koma" fallen werden.
Sind wir zum Glück nicht-stattdessen haben wir Wwoofer einen Film im (eiskalten) Wohnwagen geschaut und jetzt liege ich in meinem gemütlichen Bett und fluche jetzt schon über das frühe Aufstehen morgen :D
Gute Nacht!
P.S.: Daumen drücken ist angesagt.
.ich fürchte, ich werde krank :'(
"Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens"- Ich möchte einen großen Schluck aus dieser Quelle nehmen und suche sie nun auf der grünen Insel. Jeden, den es interessiert, möchte ich mitnehmen durch meine Höhen und Tiefen, meine Erlebnisse und Erfahrungen und euch ein Stück der Welt durch meine Augen sehen lassen.
Sonntag, 16. Februar 2014
Strandtag-16.2.14
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hallöchen mein Engelchen,
AntwortenLöschendas ist ja der Wahnsinn, die Aufnahmen sind herrlich, ich schau sie des öfteren an, da hast du ja ein richtig anstrengende Wandertour hinter dir, na und wie schön das du Gummistiefel hast so bekommst du wenigstens keine nassen Füße, das Jo so lecker kocht ist ja prima-du kannst es brauchen bei der schweren Arbeit-
ich freue mich schon auf deinen Arbeitsbericht und drücke dir natürlich die Daumen, also tschüß deine Omi